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Begleiterkrankungen von Zöliakie
Als Begleiterkrankungen von Zöliakie sind unter anderem Diabetes Typ 1, bestimmte Krebsarten und die Hautkrankheit Dermatitis herpetiformis Duhring bekannt.
Zöliakie

Begleiterkrankungen von Zöliakie

Eine Zöliakie kann zu einer Vielzahl von Störungen im menschlichen Organismus führen, die sich unbehandelt auf Körper und Geist auswirken können. Durch die Entzündung der Dünndarmschleimhaut und die damit einhergehende verminderte Nährstoffaufnahme kann es zu Mangelerscheinungen kommen, die verschiedene Begleiterkrankungen verursachen können.

Mangelerscheinungen können zu Begleiterkrankungen führen

Zu diesen Begleiterkrankungen gehört beispielsweise die Anämie, also eine Blutarmut. Eine Anämie kommt bei vielen Patienten mit Zöliakie vor. Bis zu 50 Prozent der Patienten sind vor der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung davon betroffen. Häufig entsteht eine Anämie dadurch, dass die Dünndarmschleimhaut nicht genügend Eisen aufnehmen kann. Bei einzelnen Patienten kommt ein Mangel an Vitamin B12 und Folsäure hinzu.

Eine weitere Begleiterscheinung von Zöliakie ist eine verringerte Knochendichte, die sich im weiteren Verlauf zu einer Osteoporose entwickeln kann. Weil der Dünndarm bei Zöliakie-Patienten nicht genügend Kalzium und Vitamin D aufnimmt, verringern sich die Festigkeit und Dichte der Knochen. Bei Kindern kann sich ein solcher Mangel in eine Rachitis, eine Knochenerweichung, ausbilden.

Diabetes Typ 1

Neben diesen durch Mangelerscheinungen verursachten Begleiterkrankungen gibt es auch Krankheitsbilder, die besonders häufig in Verbindung mit einer Zöliakie auftreten. Forschungen haben zum Beispiel herausgefunden, dass eine unmittelbare Verbindung zwischen Diabetes Typ 1 und einer Zöliakie besteht. Beide Krankheiten sind Autoimmunerkrankungen, was bedeutet, dass das Immunsystem gegen den eigenen Körper arbeitet. Statistiken zeigen, dass sich aus einem Diabetes Typ 1 ebenso eine Zöliakie entwickeln kann wie umgekehrt. Etwa jeder zehnte Patient mit Diabetes Typ 1 leidet auch an Zöliakie. Drei bis sechs Prozent der Zöliakie-Patienten wiederum entwickeln einen Typ-1-Diabetes.

Bei Diabetes Typ 1 richtet sich das Immunsystem gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, wodurch ein absoluter Insulinmangel entsteht. Diese Krankheit entwickelt sich häufig bereits in sehr jungen Jahren und kann nur durch eine Insulintherapie behandelt werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass sowohl Diabetes Typ 1 als auch Zöliakie auf ähnlichen genetischen Konstellationen basieren. Heute sind sieben Gene bekannt, die bei beiden Krankheiten überdurchschnittlich häufig vorkommen. Deshalb sind beide Erkrankungen auch erblich und können auch bei Familienverhältnissen ersten Grades vorkommen.

Welche Auslösefaktoren genau von einem Diabetes zu Zöliakie und von Zöliakie zu Diabetes führen, ist nicht abschließend geklärt. Patienten mit Diabetes Typ 1 besitzen allerdings erwiesenermaßen eine erhöhte Anzahl an Abwehrstoffen gegen Gluten. Möglicherweise lösen bestimmte Ernährungsgewohnheiten in Kombination mit Einflussfaktoren von außen eine Entstehung von Zöliakie aus. Zudem wird erforscht, ob Gluten auch das Immunsystem auf Zellen der Bauchspeicheldrüse fehlleiten kann. Diese Annahme konnte jedoch bis heute nicht hinreichend belegt werden.

Krebs und Zöliakie

Bei Zöliakie-Patienten, bei denen die Krankheit über einen langen Zeitraum unerkannt bleibt, erhöht sich das Risiko für verschiedene Tumorerkrankungen im Magen-Darm-Trakt, wie zum Beispiel das sogenannte intestinale T-Zell-Lymphom oder ein Adenokarzinom, eine bösartige Geschwulst des Drüsengewebes. Auch die Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen des lymphatischen Systems, den sogenannten Non-Hodgin-Lymphomen, ist bei Zöliakie-Patienten erhöht. Ist die Zöliakie diagnostiziert und die Patienten halten ihre glutenfreie Ernährung strikt ein, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung in der Regel wieder.

Die Entstehung von Non-Hodgin-Lymphomen basiert auf bestimmten Veränderungen in den Chromosomen. Die Erkrankung wird scheinbar durch bestimmte genetische Konstellationen in Verbindung mit Einflüssen von außen ausgelöst. Das lymphatische System ist ein wichtiger Teil des Immunsystems, welches bei einer Zöliakie fehlgeleitet wird. Die Entstehung von Tumoren im Lymphgewebe scheint durch die Prozesse der Autoimmunabwehr bei einer Zöliakie begünstigt zu werden. Die genauen Auslösefaktoren sind bis heute nicht hinreichend geklärt, einzig die statistischen Werte von Patienten mit Zöliakie, die gleichzeitig an einem Non-Hodgin-Lymphom erkrankt sind, weisen unmittelbar auf einen Zusammenhang hin.

Begleiterkrankungen von Zöliakie: Dermatitis herpetiformis Duhring

Die Dermatitis herpetiformis Duhring (DHD) ist eine chronische Erkrankung der Haut, die sich mit Blasen, roten Pusteln und einem starken Juckreiz zeigt. Nahezu alle Patienten, die Dermatitis herpetiformis Duhring aufweisen, haben auch eine Zöliakie, weshalb sich diese Hauterkrankung als deutliches Indiz für eine bisher nicht diagnostizierte Zöliakie eignet. Dies bedeutet aber nicht, dass jeder Mensch mit Zöliakie im Laufe der Erkrankung an Dermatitis herpetiformis Duhring erkranken muss.

Bei vielen Patienten wird die Dermatitis herpetiformis Duhring erst spät als solche erkannt. Dies liegt zum einen daran, dass die Erkrankung noch recht unbekannt ist und zum anderen daran, dass die Symptome sich im frühen Verlauf meist uncharakteristisch zeigen. Zunächst entstehen häufig kleine Bläschen, die übermäßig stark jucken und auch als brennend empfunden werden können. Charakteristisch für diese Hauterkrankung ist das symmetrische Auftreten von Hautreizungen. So kommt es vermehrt an den Ellenbogen und Knien mit Ausläufen zu den oberen und unteren Gliedmaßen, aber auch auf der Kopfhaut und am Gesäß zu Symptomen wie Ekzemen, Rötungen, Quaddeln und starkem Juckreiz.

Besteht der Verdacht auf eine Dermatitis herpetiformis Duhring, kann die Diagnose anhand einer Hautprobe gestellt werden. Die Dermatitis herpetiformis Duhring zeigt sich als einzige Hauterkrankung mit IgA-Ablagerungen in der Haut. Werden diese Ablagerungen bei der labortechnischen Untersuchung gefunden, gilt die Diagnose der Hauterkrankung und in der Regel auch der Zöliakie als gesichert. Obwohl sich die Hauterkrankung selbst mit starken und auch quälenden Symptomen für den Patienten zeigt, ist die Ausprägung der Symptome der Zöliakie bei diesen Patienten meist gering. Nur vereinzelt finden sich hier die typischen Anzeichen wie starke Bauchkrämpfe, Durchfälle und Mangelerscheinungen.

Sabrina Mandel